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Werkstatt-Unterricht von Frau zu Frau
https://www.instagram.com/schulamtbremerhaven/reel/Cyc8XsoIBLy/
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Manches Mal funktioniert sie doch ganz gut, die Trennung von Jungen und Mädchen. So zumindest in einem Praktikum, das die BST für die Fachrichtung Technik anbietet.
Schülerinnen und Schüler der Oberschulen können gerne für verschiedene Praktika die Berufsschulen Bremerhavens besuchen. Sie stehen dann im Rahmen ihrer Berufsfindung für jeweils drei Monate einmal in der Woche in den Werkstätten der Schulen und arbeiten ganz praktisch in einzelnen Berufsfeldern.
Doch irgendwie erreichten immer nur Jungen das technische Praktikum an der BST. "Mir ist aufgefallen, dass die Hemmschwelle für Mädchen einfach zu hoch war", beobachtet Referendarin Caroline Stolle aus ihrem Berufsfeld Kraftfahrzeugtechnik. "Einzelne Mädchen in Praktikumsklassen, in denen überwiegend Jungs lernen, sind oft schüchtern und zurückhaltend und profitieren nicht wirklich von der Arbeit in unseren Werkstätten."
Also entwickelte sie flugs ein neues Konzept und lud die jungen Damen in eine reine Mädchen-Gruppe ein. Unterstützt wurde ihre Arbeit an der BST dabei auch von der Bundesagentur für Arbeit. Mit Erfolg, berichtet Caroline Stolle, selber Master of Engineering: "Das war sehr beeindruckend, wie schnell die Mädchen in dieser Gruppe Spaß, Kreativität und auch Sicherheit für die Arbeit an den Maschinen entwickelt haben."
Feilen, Bohren, Löten steht auf dem Lehrplan, insgesamt werden Grundlagen der Metalltechnik und Elektrotechnik vermittelt. "Natürlich sollen die Schülerinnen am Ende etwas in ihren Händen halten", betont Stolle, "deswegen ist es ihre Aufgabe, ein kleines Haus aus Metall mit einem Solarmodul auf dem Dach zu bauen."
Dabei dürfen die Mädchen ganz nach ihrer eigenen Arbeitsweise verfahren. "Ich gebe nichts vor", sagt die Referendarin, "die Schülerinnen planen ihr eigenes Haus, erleben, was umsetzbar ist und was nicht und entwickeln ihre eigenen Ideen. Dabei begleite und unterstütze ich sie."
Caroline Stolle weiß ganz genau, was es heißt, eine Frau in einem Männerberuf zu sein - und das auch im weit fortgeschrittenen 21. Jahrhundert. "Ich war immer die einzige Frau - im Ausbildungsbetrieb, in Vorlesungen an der Universität. Das war nicht einfach.“ So gab und gibt es zum Beispiel keine Arbeitskleidung, Arbeitsschuhe oder Handschuhe in kleinen Konfektionsgrößen.
Stolle betont, der Beruf mache unglaublich viel Spaß, aber es gehöre noch immer viel Mut dazu, sich mit wenigen oder ganz ohne Mitstreiterinnen im beruflichen Umfeld zu behaupten. Das gilt vielleicht in beide Richtungen - denn noch immer sind Berufsbilder oft stark an „männliche“ oder „weibliche“ Rollen geknüpft.
Vielleicht aber kann sich doch etwas ändern - wenn immer mehr Mädchen in die Mechatronik-Praktikumsklasse der BST kommen und Spaß am Handwerk haben. Denn wie frau sich dann im Berufsfeld durchsetzen kann - auch dafür hat Caroline Stolle noch ein paar Tipps auf Lager.